Am 15. September, nur einige Tage nach den schrecklichen Ereignissen in New York, fand in der Turnhalle Haunstetten/Augsburg das 7. Treffen der Tschakowaer statt. Der Saal stand ab 10.00 für unsere Landsleute bereit, jedem Teilnehmer wurde beim Empfang ein Kugelschreiber mit der Aufschrift "Heimattreffen Tschakowa" überreicht, doch waren anfangs nicht viele Landsleute anwesend, obwohl man diesmal nur noch einen Tag für das Treffen vorgesehen hatte. Bis zum Abend hin kamen doch über 200 Leute zusammen, darunter erfreulicherweise auch Gäste aus der alten Heimat: Frau F. Trudt, Frau Benkö geb. Bach Mädy und Familie Mila.
Zum Ablauf des Tages: Nach einem gemeinsamen Mittagessen konnten die Sportliebhabern den Spielern mit dem Emblem "Tschakowa" (siehe Foto) bei einem Fußballspiel die Daumen drücken. Mit diesem Spiel wollte man den jungen Leuten ein wenig Abwechslung bieten.
Leider haben uns in den letzten Jahren viele Landsleute für immer verlassen, einige von ihnen viel zu früh, darunter: Peter Rittinger, Toni Bach, Dr. Horst Walter, Dietmar Milianowitsch und vor einigen Monaten auch Eduard Kuhn, der ehemalige Dirigent unserer Tschakowaer Blaskapelle. Für unsere Verstorbenen bat der Vorsitzende der H.O.G., Hans Brunn, um eine Schweigeminute. In seiner Begrüßungsrede erwähnte er unter anderem, dass die HOG nun schuldenfrei sei, dass jedoch noch 130 Bücher auf Käufer warten. Angesprochen wurden hierbei teilweise manche von den Landsleuten, die schon sehr lange in Deutschland sind und die sicherlich auch einige interessante Kapitel im Heimatbuch entdecken würden. Gesprochen wurde ferner über die Spendenaktion für die Renovierung der Kirche. Von den gespendeten Geldern wurden letztes Jahr DM 6.000,-- nach Tschakowa übergeben, wofür Msgr. Kobor sich in einem Brief im Namen der Landsleute bedankt hat. Diese Aktion läuft noch weiter. Nach einer kurzen Schilderung seiner Tätigkeit als Vorsitzender, bedankte sich Hans Brunn für die von Eduard Kernweiss jun. erstellten und aktualisierten Internetseiten. Hierüber können alle Interessierten grenzüberschreitend erreicht werden. Gedankt wurde auch dem ausscheidenden Vorstandsmitglied Werner Wetzler für seine geleistete Arbeit. Anschließend wurde der Kassenbericht verlesen.
Inge Mila geb. Fritz, die Vorsitzende des Deutschen Forums in Tschakowa, überbrachte Grüße von unseren Landsleuten aus der alten Heimat. Tschakowa hat - wie sie sagte - zwar nicht mehr das frühere Aussehen, doch soll am 19. Mai 2002 wieder Kirchweih gefeiert werden, wie bereits bekannt, und dazu lud sie die ehemaligen Tschakowaer im Namen der noch in der alten Heimat Lebenden herzlich ein.
Unser ehemaliger Lehrer und stellvertr. Schulleiter Nikolaus Doggendorf hatte für das Treffen ein Gedicht über das "Dasein" unseres alten Turms "KULA", der stets Tschakowa bewachte, geschrieben:
Vorbei
Noch steht ein Turm, "Kula",
schweigend, müde, bröckelnd....
Einst stolz, dem Feind die Stirne bietend,
siegesbewußt, verlockend,
jahrhundertelang.
So fanden sie ihn, die vor uns waren,
suchend, hoffend, erbauend,
überwindend Not, Elend, Tod und Gefahren,
strebend, glaubend,......doch,
enteignet, deportiert, verschmäht und verbannt,
nur weil als Deutsche geboren, wir deutsch uns genannt.
Noch steht ein Turm "Kula" auf Tschakowas Erde.
Nun schreit er zum Himmel, im Dunkel der Nacht,
weil etwas, einst Strahlendes
versunken, erloschen,... nie wieder erwacht!
Dieses Gedicht wurde zum Abschluß des Nachmittags von Landsmann und Schauspieler Alexander Stefi vorgetragen. Das nachdenkliche Publikum dankte mit viel Beifall.
Um 18.30 Uhr feierten wir mit Heimatpfarrer Johann Palfi, Konzelebrant war der Ortspriester, eine heilige Messe zusammen mit der Kirchengemeinde Sankt Albert. "Unser Pfarrer" hat sehr heimatverbunden durch die Messe geführt und in seiner Predigt betont, wie wichtig der Zusammenhalt aller Landsleute über die Grenzen hinweg war und sei, ebenso das Miteinander mit allen in der neuen Heimat. Für Lesung und Fürbitten hatten sich unsere jungen Leute bereit erklärt. Die "Deutsche Messe" von Schubert wurde zwar nur noch zweistimmig gesungen, doch war es schön, zwischen den Sängern "unseres Kirchenchores" eine "noch Tschakowaerin", und auch einen "zugeheirateten Tschakowaer" aus Deutschland auf der Empore zu haben.
Am Abend war ab 20.00 Uhr Musik mit Peter Mayer und dem "Sextett Plus" auf dem Programm. Es war ein gemütliches Beisammensein, wobei zwar diesmal nicht viel getanzt wurde, doch spielten Kinder, die sich bisher noch nicht kannten, die Jungen unterhielten sich, das "Mittelalter" suchte - teilweise vergeblich - nach Gleichaltrigen. Peter Merschdorf stellte fest, dass er der Älteste im Saal ist mit seinen 91 Jahren, sich aber noch ganz wohl fühlt.
Wenn viele fehlen ist es als ob aus einem Mosaik etliche Steine fehlen würden. Es sieht dann nicht mehr so bunt und nicht mehr so schön aus. Schön ist es aber, dass wir Landsleute haben, die sowohl in Tschakowa als auch hier in Deutschland viel Hilfe leisten, so z. B. Familie Josef Nemetz u. a.
Ein herzlicher Dank gebührt den Helfern für das Treffen, besonders dem Vorsitzenden Hans Brunn und seiner Familie für den tatkräftigen und ausdauernden Einsatz.
Herzliche Grüße an den Ehrenvorsitzenden unserer H.O.G. und Verfasser des Heimatbuches, Wilhelm Merschdorf und seine Familie, der zwar beim Treffen nicht dabei sein konnte, aber mit dem Geschehen um seine Landsleute mitfiebert. Viele Grüße an alle, die diesmal aus Krankheitsgründen oder sonstwie verhindert waren am Treffen teilzunehmen.
Es sieht in Tschakowa nicht mehr so aus wie "früher", es waren bei diesem Treffen nicht mehr so viele Landsleute wie "früher", wir sind auch alle nicht mehr wie "früher", dennoch ist es oft bereichernd - und schön dass es möglich ist - in irgendeiner Form weiter in Verbindung zu bleiben: per Telefon, bei Treffen, über die Zeitung oder über das neue Medium Internet.
Es ist sicherlich nicht einfach, sich hier zu integrieren und gleichzeitig "Tschakowaer" bleiben. Man kann dennoch das eine tun, ohne das andere zu lassen.
Edith Tausch - H.O.G. Tschakowa